Ernst-Busch-Gesellschaft e.V.

Die Gründung des Freundeskreis Ernst Busch e.V. im Frühjahr 1993  (seit 2011 Ernst Busch-Gesellschaft e.V.) als gemeinnütziger Verein war eine Reaktion auf die Schließung des zur Akademie der Künste gehörenden Ernst-Busch-Hauses in Berlin-Pankow durch den Berliner Senat. Zu einer Zeit, in der aus politischen Gründen kein Interesse mehr herrschte, den großen Schauspieler, Sänger und Sozialisten Ernst Busch ins öffentliche Gespräch zu bringen, und in der überdies so manches bedeutende Kulturgut in Vergessenheit zu geraten drohte, sorgte der Freundeskreis für Öffentlichkeit.

Ziel des Vereins war und ist es, das Wissen und die Kenntnis um Ernst Busch unter den seit 1990 geänderten Bedingungen in der Bundesrepublik Deutschland zu bewahren. Wir wollen mit unserer Arbeit die Traditionen der humanistischen Kultur lebendig halten, um in den Kämpfen der Gegenwart an die Gestalten und ‚Lieder der Zeit’ von Ernst Busch zu erinnern und Neues – im dialektischen Sinne – aus dem Alten entstehen zu lassen. Mit Veranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen, Lesungen, Konzerten, Gesprächen mit Zeitzeugen und Publikationen sehen wir Möglichkeiten, diesem Anliegen gerecht zu werden.

Ernst Busch schrieb: Ich bin „ein Kind dieses Jahrhunderts, und möchte in keinem anderen Zeitalter gelebt haben.“ Er verstand sein Jahrhundert als das sozialistische, und seine Erfolge und Niederlagen verband er mit den Aufschwüngen und den Katastrophen der sozialistischen Bewegungen. Wir sind auf der Suche nach Antworten auf die Fragen unserer Zeit, die in vielem noch dieselben sind, welche schon zu Buschs Zeiten die Menschen bewegten. Und natürlich haben wir nicht, ebensowenig wie Busch, fertige Antworten parat, aber wir haben streitbare Meinungen dazu. Und angesichts der heutigen sozialpolitischen Verhältnisse steht für uns eines außer Frage: „So wie es ist, bleibt es nicht“.

Heute umfasst der Verein über 50 Mitglieder: Streiter und Mitstreiter aus Deutschland, Dänemark, Schweden, Österreich und Belgien und erreicht einen großen Kreis von etwa 500 Freunden über unser Mitteilungsblatt und unseren Newsletter.

Der Ernst-Busch-Chor Berlin, welcher eine sehr gute künstlerische Arbeit bei der Verbreitung und Diskussion des künstlerischen Erbes von Ernst Busch leistet, ist als Kollektiv Mitglied unserer Gesellschaft.

Einige Ergebnisse unserer bisherigen Arbeit:

  • Im Jahre 1999 beantragte der Freundeskreis Ernst Busch e.V. beim Berliner Senat, die Grabstätte Ernst Buschs auf dem Friedhof III in Berlin-Pankow in die Liste der Ehrengräber aufzunehmen. Dem gab der Senat im August 1999 statt.
  • Zum 100. Geburtstag Buschs errichtete der Verein am Eingang des Pankower Friedhofs III eine Stele mit einem vom Bildhauer Gerhard Rommel geschaffenen Relief des Schauspielers und Sängers. Die Stele wurde am 8. Juni 2000, dem 20. Todestag von Ernst Busch, enthüllt.
Nach der Enthüllung der Stele für Ernst Busch, 8. Juni 2000 (Dr. Gisela Grunewald, Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Pankow und Prof. Dr. Jürgen Elsner, Vorsitzender des Freundeskreises Ernst Busch e.V.)
Nach der Enthüllung der Stele für Ernst Busch, 8. Juni 2000 (Dr. Gisela Grunewald, Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Pankow und Prof. Dr. Jürgen Elsner, Vorsitzender des Freundeskreises Ernst Busch e.V.)

Im Mai 2000 führte der Freundeskreis ein internationales wissenschaftlich-künstlerisches Kolloquium unter dem Thema „Ernst Busch – Schauspieler und Sänger“ durch und eröffnete dazu eine gleichnamige Wanderausstellung.

Die Wanderausstellung anlässlich der Ernst-Busch-Matinee im Mai 2010
Die Wanderausstellung anlässlich der Ernst-Busch-Matinee im Mai 2010
  • Im Jahr 2000 erschien im Eigenverlag die Broschüre „Nachdenken über Ernst Busch – Sechs Gespräche mit Bewunderern, Freunden und Kollegen“. Sie war das Ergebnis einer vom Verein initiierten Veranstaltungsreihe. Zu den Teilnehmern dieser Gesprächsrunden gehörten André Asriel, Albrecht Dümling, Jürgen Elsner, Christine Gloger, Inge Keller, Lothar Kusche, Rudolf Lukowsky, Gisela May, Günter Naumann, Ernst Schumacher, Jürgen Schebera. Kurt Schwaen, Markus Wolf. (Die Broschüre kann über die Ernst Busch-Gesellschaft bezogen werden.)
  • Zum zehnjährigen Bestehen im März 2003 gab der Verein unter dem Titel „Ernst Busch – Schauspieler und Sänger. Protokoll eines Kolloquiums” den Bericht des wissenschaftlichen Kolloquiums vom Mai 2000 in Buchform heraus. Er enthält einen Ausschnitt über die Busch-Forschung bis zum Jahr 2000, darunter aufschlussreiche Details zum Schallplattenschaffen Buschs, zur Arbeit mit Busch bei der Vorbereitung einer im dänischen Fernsehen gezeigten Dokumentation, zur Interpretation der Eisler-Gesänge, zu dramatischen Situationen während seines Exils und zu Buschs Besonderheiten als Theaterschauspieler. (Das Buch kann über die Ernst Busch-Gesellschaft bezogen werden.)
  • „… wieviel Tränen und schlaflose Nächte ich gehabt habe um mit einem halben Mund das auszudrücken was die meisten mit ihrem ganzen Maulwerk nicht ausdrücken konnten …“ (Ernst Busch, 1951). Carola Schramm und Jürgen Elsner veröffentlichten im Jahr 2006 im Berliner trafo-Verlag als Ergebnis jahrelanger Archivarbeit und Sichtung von tausenden Dokumenten das Buch „Dichtung und Wahrheit – Die Legendenbildung um Ernst Busch“.
  • 2008 legte der Freundeskreis ein 300 Seiten starkes Arbeitsmaterial „…und Busch ist also ein großartiger Kerl!“ vor, welches veröffentlichte Äußerungen vieler Zeitgenossen über den Menschen Ernst Busch wiedergibt. Die als Titel verwendete begeisterte Charakterisierung stammt von Hanns Eisler, dem Komponisten und Weggefährten Ernst Buschs. (Das Material kann per E-Mail über die Ernst Busch-Gesellschaft bezogen werden.)
  • Am 6. Juni 2008 organisierten der Verein eine Bus-Exkursion zur ehemaligen Künstlerkolonie am Laubenheimer Platz in Berlin-Wilmersdorf (heute Barnayplatz). „Max Schroeder und Alfred Kantorowicz gingen im Morgenmantel Brötchen kaufen. Ernst Busch probte seine Lieder bei geöffnetem Fenster. Steffie Spira, Günter Ruschin, Arthur Koestler und andere machten sich von hier aus auf zu Agitpropeinsätzen, oft ins nahe bürgerliche Steglitz“ (Ingrid Pietrzynski). Zur Homepage der Künstlerkolonie
  • Am 6. Juni 2009 konnte die vom Freundeskreis initiierte und aus Spenden finanzierte Gedenktafel für die Schauspielerin Steffie Spira in der Bonner Straße 9 in Berlin-Wilmersdorf in Kooperation mit der KünstlerKolonie Berlin e.V. enthüllt werden – in Anwesenheit der Familie Ruschin, vieler Gäste, Spender und Anwohner. „So wie es ist, bleibt es nicht, kann es nicht bleiben…“ (Steffie Spira).
  • Im Jahr 2010 hatte der Verein zum 110. Geburtstag Ernst Buschs unter dem Motto „Echo der Nachgeborenen“ zu den „Ernst Busch Tagen 2010“ in Berlin aufgerufen. 31 Künstler und Wissenschaftler sowie 15 künstlerische Gruppen beteiligten sich an den Veranstaltungen im Mai und Juni. So konnte der Freundeskreis das politische und künstlerische Vermächtnis einer der markantesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. „Ihr müsst Euch aufs Dach stellen und mit Busch auf die heutigen Missstände aufmerksam machen“ (Klaus der Geiger in einer Diskussion mit Teilnehmern).
  • Im Jahr 2012 gaben Carola Schramm und Jürgen Elsner ein weiteres Ergebnis ihrer Arbeit aus der Ernst-Busch-Forschung heraus. „Lieber Ernesto, lass dich umarmen. Die Korrespondenz zwischen Heinar Kipphardt und Ernst Busch“ erschien im Wehrhahn Verlag. „Die Dummheit wächst. Dickhäutig und dickarschig sitzt sie auf unseren kleingewordenen Hoffnungen. Das kann doch nicht alles sein“, schreibt Heinar Kipphardt 1972 an Ernst Busch.
  • 2013 erklärte sich der inzwischen umbenannte Verein mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ solidarisch, als der Berliner Senat der Hochschule den Neubau von dringend benötigten Räumlichkeiten verwehren wollte. Eine von ihm initiierte Spendenaktion erbrachte Spendengelder in Höhe von 570 Euro, die am Vorabend von Buschs 113. Geburtstag (Januar 2013) in einer gemeinsamen Veranstaltung im bat-Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ übergeben wurden.
  • Im September 2013 legte die Ernst Busch-Gesellschaft gemeinsam mit der edition Bodoni die Publikation „Wessen Welt ist die Welt? Ernst Busch im 21. Jahrhundert“, ein Echo der Nachgeborenen, vor. Ernst Busch, legendärer Schauspieler und Sänger des 20. Jahrhunderts, hatte sich mit seiner Kunst für eine neue, menschliche Welt eingesetzt, gestritten und gelitten. Wie verhalten wir Heutigen uns zu diesem Erbe? Wie steht es mit Orientierung und der Wirksamkeit des Künstlers im 21. Jahrhundert? (Die Publikation kann über die Ernst Busch-Gesellschaft bezogen werden.)
  • 2013 unterstützte die Ernst Busch-Gesellschaft die Besetzer des Seniorentreffs in der Stillen Straße in Berlin Prenzlauer Berg in ihrem Kampf um den Erhalt dieser Freizeit- und Begegnungsstätte.
  • Gemeinsam mit über 100 Organisationen unterzeichnete die Ernst Busch-Gesellschaft den von Robin Wood initiierten Offenen Brief gegen die geplante Verabschiedung der „Verfassungsschutzklausel“, mit der es dem Verfassungsschutz möglich geworden wäre, nach Gutdünken über die Gemeinnützigkeit von Organisationen zu entscheiden. Die Aktion war erfolgreich, und die Klausel wurde nicht zum Gesetz erhoben.
  • Im Jahr 2014 ehrte die Ernst Busch-Gesellschaft im Kino BABYLON zwei ihrer Ehrenmitglieder: Die Schauspielerin Inge Keller zum 90. Geburtstag mit einer Kino-Premiere: „Iphigenie auf Tauris“ und in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft (IHEG) e.V. die Künstlerin Gisela May zu ihrem 90. Geburtstag mit „Es wechseln die Zeiten. Eine Hommage“.
  • Gemeinsam mit dem Kino BABYLON führte die Ernst Busch-Gesellschaft im Oktober unter dem Motto „Dass der Mensch dem Menschen kein Wolf mehr ist. Erfahrungen mit Ernst Busch“ eine Filmvorführung und Diskussion mit Hans Christian NØrregaard/Dänemark zu seinem Ernst-Busch-Film durch.
  • Im Frühjahr 2015 stellte Dr. Günter Agde in einer Veranstaltungen mit der Peter-Hacks-Gesellschaft im HABBEMA anhand von Filmbeispielen Buschs Mitwirkung und Rollengestaltung im Exilfilm Kämpfer vor. Der Komponist Rolf Lukowsky, der Busch seit 1965 bei Auftritten und Aufnahmen begleitete, erzählte in einer weiteren, mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung durchgeführten Veranstaltung über seine Arbeit mit Busch.
  • Alljährlich nehmen wir selbstverständlich im September am Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg, dem Tag der Erinnerung und Mahnung, initiiert vom Berliner VVN-BdA, teil.

Unsere nächsten Projekte:

  • Ernst Busch – Diskografie: Demnächst wird auf der Homepage eine Ernst Busch–Diskografie als Online-Nachschlagewerk veröffentlicht.
  • Gleichfalls ist ein Foto- und Zeitungsarchiv im Aufbau. Wir freuen uns über die Übersendung von Fotografien zu Begegnungen mit Ernst Busch oder Zeitungsausschnitte. Wenn Sie Fotografien, Materialien und Erinnerungen von und an Ernst Busch haben, dann senden Sie bitte eine E-Mail an: ernst-busch-gesellschaft@ernst-busch.net
  • Die Ernst Busch-Gesellschaft hat vor, eine CD mit Buschs Aufnahmen aus der Zeit des Exils von 1934-1936 in Holland, Frankreich und der Sowjetunion herauszubringen. Inzwischen gibt es Überlegungen, dieses Projekt gemeinsam mit der Hanns und Steffy Eisler–Stiftung zu gestalten.
  • Die Ernst Busch-Gesellschaft gibt ein halbjährlich erscheinendes Mitteilungsblatt heraus. Wer es beziehen möchte, schreibe bitte eine E-Mail an ernst-busch-gesellschaft@ernst-busch.net!

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf unter ernst-busch-gesellschaft@ernst-busch.net. Gern können Sie auch auf unser Konto bei der GLS Bank Bochum, IBAN: DE42 4306 0967 1138 4652 00, BIC: GENODEM1GLS Spenden überweisen (Bitte geben Sie Ihren Namen und die Anschrift an, wir erteilen Spendenbescheinigungen!)